Abfälle wohin?

Abwässer aus der Bohr- und Fördertätigkeit

Die Fracking-Flüssigkeit

Von der Fracking-Flüssigkeit gehen zahlreiche Gefahren aus. Eine gute und ausführliche Dokumentation von Christian Wilk sendete das ZDF im Jahr 2011 in der Sendereihe ZOOM unter dem Titel: "Gefährliche Gier: Die riskante Suche nach Erdgas in Deutschland" von Christian Wilk. Folgende Gefahren gehen noch am Bohrloch von der Fracking-Flüssigkeit aus, die verschiedene organische Lösungsmittel und Säuren enthält. Wir beziehen uns hier auf den Beitrag im Film (oben):

  • Von der ins Erdreich gepumpten Flüssigkeit können ca. 10 - 30% nicht zurückgepumpt werden und bleiben im Untergrund zurück.
  • Die unter hohem Druck eingepresste Flüssigkeit verteilt sich großräumig in Rissen und Spalten.
  • Leckagen an Rohrleitungen und Unfälle kontaminieren den Boden.

Nach dem oben genannten Filmbericht fallen bei ExxonMobile für das im Film berichtete Gas-Feld Sölingen (bei Bremen) folgende Abwassermengen an:

  • Mehr als 21 Mio. Liter Wasser (21.000 m3) zum Bohren/Fracken
  • Mehr als 1000 Tonnen Chemikalien wurden in den Ungergrund gepresst

 

Die aktuelle Lage an Informationen über die Fracking-Flüssigkeit

Die Öl-Industrie gibt nur wenig Einblick in die Zusammensetzung der Fracking-Flüssigkeit. Aufgrund des wachsenden Widerstands und des Misstrauens gegenüber der Technologie gibt es mittlerweile Versuche, auf das Bedürfnis nach Information zu reagieren. Unter www.erdgassuche-in-deutschland.de sind Daten von ExxonMobile über die Zusammensetzung der "Frac"-Flüssigkeiten für einige norddeutsche Standorte veröffentlicht. Was daran auffällt, sind Halbherzigkeit und Verharmlosung: Zum einen sind nur die dem Frischwasser zugesetzten Chemikalien deklariert. Die viel wichtigeren Angaben über die Zusammensetzung des später anfallenden Problemabwassers, das zusätzlich zu den ursprünglich zugesetzten Chemikalien auch noch die gelösten Stoffe des Untergrundes enthält, findet man nicht! Zum anderen werden die Zusätze oft nur als Chemikalien-Klasse angegeben. Darüber hinaus darf die Öl- und Gas-Industrie nach eigenem Ermessen die Zusätze und die zugesetzten Mengen eigenverantwortlich festlegen. Umweltauflagen greifen laut Aussage des Film-Autors nicht, so dass die Zusätze frei von Umweltrelevanz gewählt werden können.

Wenn man die Liste der Zusatzstoffe einmal genauer anschaut - wir haben das für die Bohrung von ExxonMobile bei Damme (Osnabrück) getan -, so findet man darauf keine "peanuts" sondern insgesamt 6,4 Tonnen an umweltgefährdenden Chemikalien. Derartige Mengen an giftigen Chemikalien ins Erdreich zu pressen, ist nicht harmlos, sondern hat in den USA immer wieder zu schweren Verseuchungen des Bodens geführt.

Die Entsorgung der zurückgepumpten Fracking-Flüssigkeit als Abwasser

Im genannten ZDF-Film berichten die Journalisten, dass in Gilkenheite bei Bremen der ExxonMobil-Konzern seit 20 Jahren seine Fracking-Abwässer ungeklärt in sogenannten Versenkbohrstellen in 1000 m Tiefe "entsorgen" darf. Nach Angabe der Autoren werden dort ca. 40.000 m3 ungeklärte Abwässer pro Monat in den Untergrund verpresst, was in 5 Jahren einer Menge von 2,4 Mrd. Litern (ca. 7000 Tanklastzüge) entspricht. Mit dem ungeklärten Fracking-Abwasser werden nicht nur die Fracking-Zusätze, sondern auch die darin gelösten Salze und radioaktiven Stoffe in den Untergrund gepresst.

Zurzeit gibt es in Deutschland aber keinerlei Veröffentlichungen darüber, was Inhalte die verpressten Abwässer tatsächlich enthalten, das heißt, welche Stoffe beim Fracking im zurückgepumpten Prozesswasser gelöst wurden. Die wenigen Hinweise zur Praxis in Deutschland finden Sie auf der Internetseite von engagierten Gegnern (www.gegen-gasbohren.de) oder auch in dem erwähnten ZDF-Filmbericht. Neben den zugesetzten Chemikalien finden sich gelöste Substanzen aus dem Gesteins-Untergrund wie beispielsweise:

  • Benzol
  • Quecksilber
  • Radioaktive Stoffe (Radium, Uran)
  • große Mengen an Salzen

Da uns keine veröffentlichten Daten zu deutschen Fracking-Abwässern vorliegen, zitieren wir hier einen Auszug aus einer detaillierten chemischen Abwasser-Analyse vom 21.04.2009 vor dem Einleiten in den Ohio-Fluss, West-Virginia USA:

Analyse der chemischen und radioaktiven Fracking Flüssigkeit vor dem Einleiten in den Ohio Fluss, West-Virginia (USA)

Abb.: Analysewerte der chemischen und radioaktiven Bestandteile der zurückgepumpten Fracking-Flüssigkeit, Qelle: www.marcellus-shale.us

 

Die Analyse liest sich wie der Ausdruck der chemischen Bestandteile im Abwasserkanal eines chemischen Labors und enthält viele weitere, aus dem Boden gelöste Stoffe wie beispielsweise Quecksilber, Salze (Sulfate u. a.), organische Verbindungen wie Toluol und Benzol, radioaktive Stoffe wie Uran und Radium sowie nicht näher angegebene Alpha- und Beta-Strahler. In den USA wurden und werden die Fracking-Abwässer bisher mit verschiedenen Methoden entsorgt:

  • Lagerung in großen geschlossenen Tanks am Bohrplatz
  • Aushub großer Becken zur offenen Lagerung und Verdunstung am Bohrplatz
  • Verpressung des Abwassers in versiegten Bohrlöchern in der Nähe des Bohrplatzes
  • Verklappung/Einleiten des Abwassers in Flüsse
  • Versprühung des Abwassers auf große Flächen
  • Einsatz im Winterdienst (siehe unten) -dazu ist kein Kommentar nötig

Fracking Flüssigkeit als Frostschutz

Abb.: Entsorgung der Fracking-Flüssigkeit im Winterdienst, Quelle: Internet-Blog: Protecting Our Waters aus New York, USA, Stand: 1.6.2014

Wenn man die Liste der Zusatzstoffe einmal genauer anschaut - wir haben das für die Bohrung von ExxonMobile bei Damme (Osnabrück) getan -, so findet man darauf keine "peanuts" sondern insgesamt 6,4 Tonnen an umweltgefährdenden Chemikalien. Derartige Mengen an giftigen Chemikalien ins Erdreich zu pressen, ist nicht harmlos, sondern hat in den USA immer wieder zu schweren Verseuchungen des Bodens geführt.

 

Bohrschlämme

Beim Bohren und Erschließen der Erdgasvorkommen fallen Bohrschlämme an, die durch Kohlenwasserstoffe, Schwermetalle und je nach Lagerstätte auch mit radioaktiven Stoffen belastet sind. Wie in den USA hat man auch hierzulande diese Schlämme viele Jahre lang auf Hunderten von wilden Deponien beseitigt oder auch auf landwirtschaftlich genutzten Feldern als "Bodenverbesserer" ausgebracht. Vorwiegend liegen diese Altlasten in den Gas- und Öl-Regionen Norddeutschlands, Quelle: NDR Online-Beitrag vom 02.11.2014: „Niedersachsen: Giftiger Bohrschlamm im Boden“, Stand: 29.07.2016.

Aufgrund der davon ausgehenden Grundwassergefahren will man die belasteten Bohrschlämme dort bergen und auf reguläre Deponien verlagern. So wurden auf der Deponie in Altenberge mittlerweile über 4000 Tonnen (ca. 100 LKW-Ladungen) Fracking-Bohrschlämme aus der Grafschaft Bentheim abgelagert. Die Öffentlichkeit erfuhr über dieses Thema erst aus den Medien, Quelle: Westfälische Nachrichten Online-Beitrag vom 26.03.2016: „Umweltgefahr ist auszuschließen“, Stand: 27.03.2016.

Dass diese Bohrschlämme gegebenenfalls nicht unproblematisch sind, berichtete kurz zuvor die Tagesschau in ihrem Online-Beitrag "Entsorgungsproblem giftige Bohrschlämme", Quelle: Tagesschau-Online-Beitrag vom 07.03.2016 aus der WDR/NDR-Recherche von Andreas Braun und Jürgen Döschner, Stand: 07.03.2016.

Auf diesem Hintergrund ist die Reaktion des Deponie-Betreibers, die Entsorgungsgesellschaft Steinfurt mbH (EGST), verständlich, in der in einer Pressemitteilung aufgrund der vorliegenden Messdaten signalisieren signalisiert wird, dass von der vor den Toren der Gemeinde liegenden Deponie keine Gefahren ausgehen, Quelle: Westfälische Nachrichten Online-Beitrag vom 08.04.2016: „Bohrschlammwerte sind völlig Harmlos“, Stand: 29.07.2016.